Kreuzfahrt per Flugzeug oder wie der Schrauber bis Punta Arenas kam

  • Moin zusammen. :tag:

    Da mein letztes geschreibsel recht guten Anklang gefunden hat, werde ich hier demnächst mein nächstes "Abendheuer" einstellen.


    Es wird eine Mischung aus Technik und Reisebericht. Es soll aufzeigen wo für die Luftfahrt eigendlich steht. Für das friedliche verbinden von Menschen, aber auch das Erlebniß der (fast) grenzenlosen Freiheit. Die Schönheit unseres Planeten aus der Perspektive unsrer Gefiederten Mitbewohner erleben.


    Demnächst hier, wobei man mir die ab und an schlechte Qualität der Bilder verzeihen mag. Ist ja auch schon ein paar Jahrzehnte her. ;)

  • Flugzeugschrauber

    Hat den Titel des Themas von „Kreuzfahrt per Flugzeug oder wieder Schrauber bis Punta Arenas kam“ zu „Kreuzfahrt per Flugzeug oder wie der Schrauber bis Punta Arenas kam“ geändert.
  • Das wird wieder spannend, danke Karl!

    Viele Grüße

    Gunter


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    ASUS ROG Strix B550, 32 GB DDR4-3000 Corsair Vengeance, AMD Ryzen 9 5900x, RTX 3080, 10 GB, Thrustmaster Hotas Warthog Stick, Honecomb Bravo, Crosswind Rudder Pedals

    Es gib Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht.

    (Christian Morgenstern)

  • Kanns kaum erwarten, schnell noch Popcorn und Getränke besorgen :pepsi: :luxhello: :pop: :pop2:

    :flieger:


    LG

    Robert


    I7-12700 KF, ASUS ROG STRIX Z690 F Gaming WiFi,MSI RTX 4090 Ventus OC 24 GB, RAM 32GB G. Skill Trident Z, Win 11 Pro 22H2, 1 TB M.2 Crucial, 2 x 1 TB Samsung SSD EVO 860, Acer Predator 27'', Midi Tower Phanteks P500 A RGB, Corsair 150i Elite Capellix 360 AiO watercooled

    P3D V 5.3, AS, ASCA, ENVTEX, ENVSHADE, ENVSOUND, RDSHADE, MSFS, Condor 2, XPlane 12

  • Ein Firmenableger von uns veranstaltete in den 90er des vorigen Jahrtausend Kreuzflüge zu den schönsten Orten der Welt :thumbsup: . Meistens, wenn auf der nördlichen Halbkugel Väterchen Frost das Regiment führte. Da war die Sehnsucht nach Sonne :sonne: und Palmen recht groß. Um diese Reisen machen zu können, musste man schon recht betucht sein. ;)

    Mit der Durchführung dieser Flüge wurde unsere Gesellschaft beauftragt. Heißt, es wurde Fluggerät und Besatzung von uns bereitgestellt :flieger: .


    Der Flieger für den Flug, über den ich mich hier etwas auslassen möchte, war eine B737-500, die in der Kabine mit 66 erste Klasse Sitzen ausgerüstet wurde :thumb: . Im hinteren Teil befanden sich 3 Sitzreihen für das Fußvolk :pfeif: . Sprich Reisebegleiter, davon ein Arzt, ein Mitarbeiter von Ground Ops und für den Schrauber. Schlicht ausgedrückt, Bänke aus der Holzklasse, aber man lese und staune mit etwas mehr Abstand :brav: .

    Kleiner Blick in den vorderen Teil der Kabine.


    1.jpg


    Die Crew von unserer Seite bestand aus den beiden Rudergängern :kaleun: , 4 handverlesene Flugbegleiter / innen und einen Schrauber, denn Anno dazumal durfte nur ein Schrauber mit einer deutschen Lizenz an einem in Deutschland zugelassenen Flieger herumschrauben :klug: .


    Für diese Flüge gab es eine interne Ausschreibung, auf welche man sich bewerben konnte. Es mussten aber bestimme Kriterien erfüllt werden, unter anderem Teamfähigkeit. Bewerbernamen, die diesen Kriterien entsprachen, wurden in einen großen Hut geworfen und eine „Lottofee“ zog die Namen.


    Da ich nichts vorhatte :pfeif: und mir auch ar….kalt war, dazu die Liebe zu fernen Gefilden mich umtrieb, gab ich auch eine Bewerbung ab :spammer: . Kost ja nix. Wie groß war mein Erstaunen und natürlich die Freude, als besagte „Lottofee“ meinen Namen zog. :umfall: :jubel: :thumbsup:


    Der Schrauber









  • Ca. 14 Tage vor Beginn unsrer Reise trafen wir, die Akteure, uns alle in einem Konferenzraum in unserer Zentrale. Zum einen um von der Geschäftsführung :klug: eingewiesen zu werden, zum anderen um uns zu „beschnuppern“. Es war ja ein zusammengewürfelter Haufen von Menschen, welche die nächsten drei Wochen miteinander auskommen mussten :lieb: . Den einen oder andren kannte man. Nach vielen Gesprächen trennten wir uns, mit der Vereinbarung uns am Abend vor dem Abflug in Frankfurt im Hotel zu treffen. Wo, natürlich in der Bar :bier: .


    Einige Tage vor der großen Reise stellte ich ein „erste Hilfepaket“ für „unseren“ Flieger zusammen. Darunter Werkzeugkasten, Ersatzteile von denen man wusste das sie sich ab und an verabschiedeten :pfeif: . Ein paar Kisten Triebwerksöl, sowie einen Kanister Hydraulikflüssigkeit und ein paar andere nützliche Dinge, womit man sich behelfen konnte ;) .


    Daheim packte meine geliebte Ehefrau :bussi: meinen Koffer, denn sie wusste immer, was ich brauchte und da sie mich kannte wie ein offenes Buch, packte sie ihn so, dass ich problemlos die nächsten drei Wochen damit leben konnte, ohne ihn auszupacken. Ich hätte das sonst nie wieder alles in einen Koffer bekommen :nein: .


    Zwei Tage vor Beginn des großen Abenteuers stand „meine Maschine“ gewaschen und überprüft von meinen Kollegen in der Halle.


    2.jpg

    Trotzdem unterzog ich sie noch einmal einer gründlichen Inspektion, denn ich musste mich die nächsten Wochen auf sie verlassen können :brav: . Mein besonderes Augenmerk richtete sich auf die Reifen und Bremsen. Alle sollten noch mindesten 50% Restlaufzeit haben. Auch überprüfte ich im Frachtraum, dass dort mein „first Aid Kit“ verladen war. :opi:


    Kleine Anmerkung: Bei dieser 737-500 „Lima India“ handelte es sich um eine Maschine mit ETOPS Zulassung, wobei eine funktionierenden APU ein wichtiges Bauteil war. Wir würden den Südatlantik queren, aber auch Plätze anfliegen, wo es keine GPU gab und ohne APU oder GPU keine Chance ein Triebwerk zu starten :leider: . Darum würde ich sie den ganzen Flug über hegen und pflegen wie meinen Augapfel.


    Einen Tag vor dem Beginn des großen Abenteuers flog ich nach Frankfurt. Abends trafen sich alle Akteure in gemütlicher Runde im Hotel. Man sah uns die Vorfreude, aber auch die Anspannung an. Was würde da auf uns zukommen? Würde alles so verlaufen, wie wir es uns wünschten, auch im Sinne der Gäste und unseres Unternehmens? In den nächsten Wochen würden wir das Aushängeschild sein. Ich denke jeder von uns war sich seiner Verantwortung bewusst. :jawoll:


    Uns stand ein Abenteuer bevor, was uns zu einigen der schönsten Destinationen bringen sollte.


    Viele Grüße der Schrauber










  • Der Morgen des Aufbruchs war gekommen. Nach einem gemeinsamen Frühstück fuhren wir mit dem Crew-Bus zum Airport. Dort umsteigen in den Vorfeldbus, der uns an die Maschine brachte. Dort angekommen, kümmerte sich jeder in seinem Bereich um die Vorbereitungen für den Abflug.


    Meine Aufgabe, wie konnte es anders sein :rolleyes: , bestand darin „unsere Boeing“ nochmal einem letzten gründlichen Check zu unterziehen :kaleun: . Im Cockpit wurde der Flugplan eingegeben und die set ups durchgeführt. Der erste Leg führte von Frankfurt nach Funchal auf Madeira, die Insel des ewigen Frühlings. :sonne:

    Es war alles in trockenen Tüchern. Unsere illusteren Gäste konnten kommen. Begrüßt wurden sie von den Damen und dem Herren der Kabine mit einem Getränk.


    unsere Cabin Crew.jpg


    Als alle an Bord waren und auch das Loadsheet gebracht wurde, konnten die Triebwerke angelassen werden. Rollen zur Rwy 18 in Frankfurt. Ausrichten auf der selbigen und die Schubhebel auf ca 40% und schauen, dass sie gleichmäßig beschleunigten. TO/GA Knöpfe gedrückt und nach kurzer Zeit hoben wir ab. Wir waren auf dem Weg zu fernen Zielen. :jubel:

    Einige Zeit nach dem Take off verließ ich das Cockpit und begab mich in den hinteren Bereich der 737. Dort machte ich es mir auf meiner „Holzbank“ Reihe bequem, denn wenn man eine ganze Reihe für sich hat, kann man das sich komot einrichten ;) . Durch das gleichmäßige Brummen der Motoren vielen mir, man glaubt es nicht, die Augen zu :müdesaug:.


    Ich wurde durch die veränderte Geräuschkulisse wach. Wir hatten die Reiseflughöhe verlassen und befanden uns im Sinkflug Richtung Madeira. Kurz danach kam die Chefin der Kabine zu mir und bat mich ins Cockpit zu kommen. Ein ungutes Gefühl stelle sich bei mir in der Magengegend ein :crying: .


    Im Kommandostand angekommen zeigte Werner (unser Capt.) aufs Overhead Panel, genauer gesagt auf der Kraftstoffbereich. Dort flackerte das Licht für eine der Pumpen des rechten Flügeltanks.


    CIMG0480.jpg


    Kein gutes Zeichen :leider: . Mir fielen nur zwei Dinge dazu ein: entweder war der Druckschalter defekt, oder die Pumpe stand kurz davor das zeitliche zu segnen :ergeben: . Fakt, so konnten wir nicht weiterfliegen. Schon gar nicht unter ETOPS Bedingungen. Vor dem nächsten Leg musste ich den Fehler behoben haben. Noch wahren wir recht nahe an der Heimat.


    Kurze technische Anmerkung: Die sogenannten Boost Pumps sind Impeller Pumpen und sind nicht in der Lage Kraftstoff anzusaugen. Sie machen das, was der Name schon sagt boostern, also den Druck Richtung Triebwerk erhöhen. Dafür sitzen sie in einem Kanister im Tank, welcher ständig mit Kraftstoff gefüllt ist. Während des Fluges ist auf dem Kraftstoffspiegel im Tank ein leichter Überdruck bedingt durch das NACA Valve. Sprich der Sprit würde auch ohne Pumpen zum Triebwerk gelangen, mit Ausnahme der im Center Tank.


    Da ich eh schon im Cockpit war, enterte ich den Jumpseat, ;) denn der Anflug und die Landung in FUC auf der 05 ist immer ein Highlight. :thumb: Für die Crews eine willkommene Herausforderung, denn oft herrschen wechselnde Fallwinde von den Bergen her und das fordert schon ein bisschen.


    Sicher gelandet und zur Position gerollt. Hier würden wir den ganzen nächsten Tag bleiben und erst übermorgen weiterreisen. Zeit, um das Problem zu beheben. Der Schrauber war gefordert, man hat sonst nichts vor :nein: .


    Die Lösung und wie es weiter geht demnächst hier im Forum.


    Der Schrauber














  • Sehr schön, dass Du so viele Bilder hast! Eine interessante Reise und damals eine gute Idee.

    Viele Grüße

    Gunter


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    Es gib Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht.

    (Christian Morgenstern)

  • Ah, danke, das wusste ich nicht. Ist auch nicht meine Preisklasse… :thumbsup:

    Viele Grüße

    Gunter


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    (Christian Morgenstern)

  • Ist auch nicht meine Preisklasse… :thumbsup:

    Meine mit Sicherheit auch nicht. Aber damals als Schrauber vier solche Flüge für lau und dazu das doppelte Gehalt, da sagt man doch nicht, sondern genoss und schwieg. :pfeif:

    Genau!

    Viele Grüße

    Gunter


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    (Christian Morgenstern)

  • Nachdem unsere Gäste von Bord waren, kümmerte ich mich erst einmal um das Problem mit der Kraftstoffpumpe. Zu neudeutsch Trouble Shooting war angesagt ;) . Da es eigentlich nur zwei Ursachen geben konnte, wollte ich als Erstes den Druckschalter ausschließen. Geht recht einfach. Manuel Defuel Valve öffnen, (geht nur am Boden) Tank Valve öffnen, in welchen ich Sprit umpumpen wollte und dann die Pumpe einschalten, die das Flickern verursacht hatte. Sinkt nun in dem einen Tank die angezeigte Kraftstoffmenge und im anderen steigt er, arbeitet die Pumpe. Also Schalter im Eimer. Leider veränderte sich in den Anzeigen nichts :leider: . Bedeutete Pumpe hatte den Geist aufgegeben und ein Wechsel war angesagt. Wäre ja nicht so schlimm, wenn man eine hätte und nach dem Wechsel nicht Tage lang nach Kerosin „dufte“ :crying: würde.


    Nächstes Telefon gesucht und Anruf auf der Home Base. Man glaubte es nicht gerade ein Teilstück geschafft und schon ein AOG. Nach ein paar „netten“ :D Worten unter Kollegen sagte man mir die neue Pumpe für den nächsten Tag zu. Das Teil würde wie in solchen Fällen öfters care of Crew kommen. Heißt, es würde mir direkt von der Crew übergeben werden. Dazu wollte man einen Flug am nächsten Tag nutzen, der zu einer der Kanaren ging. Für den bedeutete das eine kurze Zwischenlandung auf Madeira :flieger: .


    Als das erledigt war, machte ich meine vorgeschriebene Kontrollen nach dem Flug. In der Zeit brachten die Mädels und Jungs der Kabine diese auf Vordermann und richteten alles, was möglich war, für den Weiterflug her. Dazu gehörte es auch, mit dem Caterer zu verhandeln, welche Dinge man für den Weiterflug benötigte. War ja schließlich eine erste Klasse Reise. :yes:


    Nach Erledigung all dieser Dinge bestellten wir uns einen Crew-Bus, der uns zum Hotel befördern sollte. Unser Hotel für die nächsten zwei Nächte war das Raids. Zu der damaligen Zeit das erste Haus am Platz und very britisch. :shocked:


    Eingang zu Raids Hotel Madeira.jpg


    Ich bekam ein Zimmer im alten Teil des Hotels, mit Himmelbett und ausgestattet wie eine Puppenstube. :brav: Nach dem gemeinsamen Abendessen begaben wir uns in eine alte Bodega von Funchal, um dort eine ausgiebige Weinprobe des gerühmten Madeira Weins zu genießen :bier: . Wir hatten viel zu schwätzen und so ging unser erste Tag auf dieser Reise zu Ende.


    In der Weinbodega FNC.jpg


    Viele Grüße der Schrauber










  • Am nächsten morgen trafen wir uns alle beim Frühstück. Einmal um uns zu stärken, zum anderen zu besprechen, was wir gemeinsam bzw. allein unternehmen wollten. Wobei mein erstes Vorhaben ganz klar definiert war :opi: . Flieger reparieren! War ja schließlich nicht zu Vergnügen auf dieser Tour. ;)


    Der lange Detlef, CO Pilot seines Zeichens, bot sich an, mich zum Airport zu begleiten, falls eine dritte Hand nötig wäre. Angebot gerne angenommen, :thumb: denn man weiß ja nie. Der lange hieß halt der lange, weil er lang war :D . Gute zwei Meter. Ich fragte mich immer wieder, ob er zwei extra Gelenke in den Beinen hatte, um sich auf den Cockpit Sitz der 737 zu falten :hm: und das auch noch recht bequem zu finden.


    Wir besorgten uns einen Transport vom Hotel zum Flughafen, und zwar schon reichlich vor der Zeit zu der unser „Lieferant“ (Flieger von der Homebase zu den Kanaren :flieger: ) hier kurz mit dem benötigten Ersatzteil einen Zwischenstopp einlegen würde.


    Ich wollte die Zeit sinnvoll nutzen und schon mal alles vorbereiten, denn nach getaner Arbeit wollten wir ja noch das eine oder andere hier auf der Insel unternehmen :yes: . Also Ground Power an den Flieger. Hydraulik an und die Flaps auf 5, denn um Zugang zur besagter Pumpe zu bekommen, mussten die Krügerflaps ausgefahren sein. Dahinter im Frontspar befand sich die defekte Pumpe. Leiter, Werkzeugkiste und Eimer am Einsatzort bereitgestellt :jawoll: .

    Umgezogen und mit hoch gekrempelten Ärmeln schaute ich auf den sichtbaren Teil der Fuel Pump. Was da meine „entzündeten“ Augen sahen, :shocked: sollte der ganzen Sache eine Wendung geben.


    Dazu muss man wissen, dass sich die Pumpe in einer Art Kanister befindet, welcher immer mit Kraftstoff geflutet ist. Damit man die Pumpe ausbauen kann, ohne dass man mehrere Tonnen Sprit in einem Eimer auffangen muss :umfall: , gibt es ein Removel Valve, das mittels eines Hebels, welcher sich neben der Pumpe befindet, schließen kann. Macht man das, ist der Kanister vom übrigen Tank isoliert und der Eimer reicht für den Restsprit. :brav:

    Was hatten meine Augen nun gesichtet? Eine gebrochene Drahtsicherung an dem Hebel. Durch Vibrationen hatte sich der Hebel in Richtung closed bewegt und somit den ungehinderten Zufluss in den Kanister verhindert :nein: . Die Pumpe wurde nicht mehr richtig versorgt, das Licht für die Druckanzeige fing an zu flickern. :pfeif:


    Ergo Hebel auf open und eine neue Drahtsicherung angebracht. Same Procedure as yesterday und siehe da, Licht ging und blieb aus :jubel: und Kraftstoff wurde von einem Tank in den anderen transferiert. Der "Lange" signalisierte mir das aus dem Cockpitfenster heraus. Fehler behoben. Pumpenwechsel nicht nötig. :thumbsup:


    Unser Weltflieger LI auf Madeira.jpg


    Anmerkung: In der Luftfahrt werden die meisten Bauteile mit Drahtsicherungen versehen. Damit werte Leser eine Vorstellung hat wie die aussehen können hier ein paar Beispiele an Hand von Schraubensicherungen.

    Sicherungen.jpg


    Ich bat Detlef den Tower aufzusuchen und mit dem anfliegenden Flieger zu sprechen, welcher unser Ersatzteil dabei hatte, das er nicht mehr landen bräuchte und weiter zu seinem geplanten Ziel fliegen könne. Spart Kosten und Zeit, denn auch damals war ökonomisches Denken schon angesagt. :jawoll:


    Ich machte den Flieger wieder für den Overnight fertig, danach zurück zum Hotel. Von dort ging zu einem gemeinsamen Mittagessen in ein einheimisches Restaurant. Dort bestellten die meisten ein auf Madeira sehr geschätztes Gericht, schwarzen Degenfisch mit Banane. Ich kann es nur empfehlen. Sehr lecker! :thumbsup:


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    Der Schwarze Degenfisch ist einer der wichtigsten Fische in Madeira. Er lebt in den Tiefen des Atlantischen Ozean in einer Tiefe zwischen 200 und 2000 m zu Hause ist. Sein langes und dünnes Aussehen verleiht dem schwarzen Degenfisch eine einzigartige Erscheinung.

    Hier mal in der Markthalle aufgenommen.


    IMG_0736.jpg


    Gut gestärkt hatte jeder so sein eigenes Ziel vor Augen, denn Funchal schon allein ist sehenswert mit seinen Gassen, Gärten und der kleinen Markthalle. :thumbsup: Auch lohnt es sich, mit der Seilbahn zu fahren.

    IMG_0731.jpg


    IMG_0744.jpg


    Bis demnächst der Schrauber :huch:





















  • Hach ja, was habe ich geflucht wegen dieser Sicherungen. Vor allem wenn ich sie blind setzen musste, bei einem eingebauten Triebwerk.
    Danke für die tolle Story! Macht echt Spaß!

  • Hach ja, was habe ich geflucht wegen dieser Sicherungen. Vor allem wenn ich sie blind setzen musste, bei einem eingebauten Triebwerk.

    Da hatten wir uns etwas recht Gutes angeschafft. Eine Art Sicherungswerkzeug, welches etwas einer Pistole ähnelte. Damit konnte man eine Art Sicherungsplomben setzen. Gerade wenn es schnell gehen musste, oder schlecht zugängige Stellen betraf. War von den Triebwerksherstellern zertifiziert. Die Sicherungen sahen dann wie auf dem Bild an dem Boro Plug aus. Wurde von uns gerne genutzt. Leider durften zur damaligen Zeit keine Sicherung am Airframe damit gemacht werden. :crying:


    Sicherung.jpg


    Viele Grüße der Schrauber

  • Neuer Tag, nächster Leg, wobei es heute zwei werden würden. Es würde erst nach Dakar im Senegal gehen. Dort sollte ein Fuel Stopp erfolgen und die ETOPS Kontrolle durch meiner einer. Von dort war unser Ziel Flughafen Natal in Brasilien. Es lag ein langer Flugtag vor uns :yes: .

    Es ging früh zum Flugzeug, denn es gab einiges zu tun für alle von uns. Die Damen und der Herr der Kabine kümmerten sich um das Catering und alle anderen Vorbereitungen für unsere elitären Gäste.

    Blick in die geschmückte Cabin.jpg

    Die Herren aus der ersten Reihe um Flugplan und diverse Überprüfungen im Cockpit. Ich selbst nahm den Flieger nochmal genau unter die Lupe von innen und außen. Kontrollierte alle Flüssigkeitsstände. Prüfte den Reifendruck, denn hier hatten wir noch die Möglichkeit Stickstoff zu bekommen.


    Nach getaner Arbeit erklang der Ruf „Frühstück ist fertig“. Unsere guten Seelen der Kabine hatten angerichtet und wir nahmen gemeinsam die Mahlzeit ein :pop: . Nochmal eine Möglichkeit, wichtige Dinge zu besprechen. :lieb: So gestärkt, unsere Gäste konnten kommen. Gepäck wurde verladen. Dazu gut und gerne eine halbe Tonne nur an Catering im vorderen Frachtraum. Alles natürlich von feinsten, man gönnte sich ja sonst nichts. ;)


    LI in FNC.jpg


    Die Gäste wurden freundlich empfangen. Wie sollte es anders sein, mit einem einheimischen Getränk. In diesem Fall ein kleines Gläschen Madeira Wein. :pepsi:


    Alle Mann und natürlich Frauen an Bord. Leinen los äh in unserem Fall Treppen weg. Push and start up. Wir wurden bis zur Bahn von einem Follow Me geführt, warum keine Ahnung :hm: .

    IMG_0679.jpg

    Startbahn war die 05. Ausrichten mit Bremsen gesetzt. Triebwerke auf ca. 40% beschleunigt und dann die Bremsen gelöst, TO/GA gedrückt und die Triebwerke liefen auf die vorher berechnete N1 hoch. Kurz nachdem abheben ging es in eine leichte Rechtskurve unserem nächsten Ziel entgegen, welches Dakar sein sollte.


    Der Flug und die Landung in Dakar verliefen unspektakulär. Wir wurden auf einer Außenposition abgestellt, denn hier wollten wir nur tanken und den „Sprung“ über den Südatlantik vorbereiten, welcher unter ETOPS Bedingungen durchzuführen war.


    In meinen Bereich vielen das visuelle Überprüfen von allen Ölständen, denn nur der Blick auf die Anzeigen war nicht vorgesehen :shocked: . Gründlicher Service der Toiletten sowie des Wassersystems, wobei ein Mittel zur Entkeimung beigefügt wurde. Test des Wetterradars, denn es würde für diesen Flugabschnitt überlebenswichtig sein, :opi: wir würden die innertropische Konvergenzzone durchfliegen. Dort sind sehr häufig starke und recht hohe Gewitterzellen, :punk: welchen auf jeden Fall zu umfliegen sind. Info

    Die Funktionsfähigkeit des HF, denn dieses Funksystem würde die meiste Zeit des Fluges die einzige Verbindung zum Festland sein :klug: . Über HF mussten alle 30 Minuten Positionsmeldungen abgesetzt werden. Erfolgten die nicht, würde nach kurzer Zeit ein riesiger Apparat für eine SAR Suche eingeleitet werden :jawoll: . HF kennen die älteren unter uns noch vom Radio her. Da konnte man oft verzerrte Schiffsmeldungen abhören.


    Unsre Cockpitcrew errechnete und legte den „Point of no return“ fest. Ab diesem konnte nicht mehr umgekehrt werden. Es musste in Richtung südamerikanische Küste weiter geflogen werden. Diese Festlegung war wichtig :opi: für den Fall eines technischen Problems, welches uns zu einer Landung zwingen würde. :crying:


    Die INS wurden runtergefahren und mit den genauen Standortkoordinaten programmiert. Zu der Zeit waren dieses noch mit mechanischen Kreiseln ausgerüstet und die neigten bei langen Flügen zu Abweichungen :sad: , die erst korrigiert werden konnten, wenn bodengestützte Navigationshilfen wieder zur Verfügung standen, also wenn man sich der Küste nährte. Das war auch einer der Gründe, dass über dem Atlantik recht große Abstände zu den einzelnen Flugzeugen bestanden. Es gab keine Satellitenüberwachung.


    Unsere 737 wurde bis „Oberlippe, Unterkante“ betankt. Man wollte möglichst viel Reserve haben. ;) Außerdem entschloss sich unser Cheffe :kaleun: die APU den ganzen Flug über mitlaufen zu lassen. War keine Vorschrift, aber er wollte halt auf Nummer sicher gehen. :yes:

    Nach diesen ganzen sorgfältigen Vorbereitungen rollten wir Richtung Startbahn, von der wir dann nach kurzer Zeit abhoben und der Flieger bald die Nase in Richtung Südamerika drehte. :flieger: Ein langer Flug begann. :thumb:


    Viele Grüße der Schrauber






















  • Wir stiegen auf die geplante Flughöhe von 36000 Fuß. Die Flugzeit sollte ca. 5 Stunden betragen. Es wurde ein etwas unruhiger Flug, da wir immer wieder in die Ausläufer von sehr hoch stehenden Gewittern kamen :punk: . Unser Chef versuchte mittels des Wetterradars den gefährlichen Zellen auszuweichen. Aber ganz ließ sich das Geschüttele nicht vermeiden :leider: . Dank der Staffelung wussten wir um einen großen Sicherheitsabstand zu anderen Fliegern, die hier unterwegs waren. Alle halbe Stunde wurde über HF eine Positionsmeldung abgesetzt. :klug:


    Recht pünktlich erreichten wir die brasilianische Küste, sodass unsere Hauptnavigation wieder durch das VOR erfolgte. Die Abweichung nach der Querung des Atlantiks lag bei 5 Nm ein sehr gutes Ergebnis für ein INS nach fast 5 Stunden in der Luft. :thumb:


    Anflug und Landung in Natal war unspektakulär. Klares Wetter, recht windstill bei kuschligen 26 Grad. Von einem Follow Me wurden wir zu unserer Parkposition gelotst. Dort angekommen warteten schon die Busse wir unsere Gäste, welche sie zum Hotel befördern sollte.


    Ich zog mich um und dann begann ich mit meinem Outside Check. Für den Inside Check hatte ich tatkräftige Hilfe durch „meine“ Flight Crew. Ja wir waren ein Team :lieb: und das zeigte sich für mich bei solchen Gelegenheiten. Meine besondere Aufmerksamkeit galt der APU. Die hatte klaglos den ganzen Flug über mit gerödelt. Mangels Leiter ließ ich mir ein Gepäckförderband in Position fahren, :rolleyes: um besagtes Teil kontrollieren zu können. Alles gut. :brav:


    Nach Erledigung aller Dinge und meinem täglichen Wartungsbericht gen Heimat fuhren wir mit einem Crew-Bus zu unsrem Hotel. Wir waren alle ganz schön geschlaucht, aber zu einem After Landing :bier: trafen man sich doch noch auf einem Zimmer. Es gab viel zu erzählen und nach einem Snack, welchen wir uns bringen ließen, hatte jeder die nötige Bettschwere. :krank:


    Am nächsten Tag stand ausspannen auf dem Programm :luxhello: . Natal bot wunderschöne Strände zum Relaxen. :urlaub: An den Stränden gab es auch recht hohe Dünen, in denen man sich mit gemieteten Buggy ein bisschen Spaß :jubel: gönnen konnte. Ich war natürlich dabei bei der wilden Jagd durch die selbigen. :D

    Infos über Natal


    Nach einem wunderschönen Tag am Meer rief Abends aber die Pflicht. :jawoll: Unserer Cheffe :kaleun: hatte zu Kapitänsdinner am Strand geladen. Teilnahme war für uns Pflicht. Waren ja nicht zu unserem Vergnügen hier :D . Also frisch geduscht, Konfirmationsanzug mit Butterlecker angelegt und ab zum Smalltalk mit den Gästen. Es wurde, wenn auch Pflichtprogramm, ein angenehmer Abend. :yes: Man kam sich näher. Allzu lange blieben wir aber nicht, denn am nächsten Tag lag den nächste Leg vor uns :flieger: . Dieser sollte von Natal nach Montevideo gehen.


    Unsere Reise geht weiter....










  • Neuer Tag neues Ziel. Nach dem gemeinsamen Frühstück begaben wir uns zum Flughafen. Dort angekommen, ging jeder seinen Aufgaben nach. Hieß für mich Vorflugkontrolle. Dabei gilt es einen besonderen Blick auf die Statik Ports und Pitot Tubes zu werfen. Dort nisten sich gerne mal kleine Insekten ein :punk: . Gerade in den warmen Gefilden.


    Anmerkung: Die Pitot Tubes im Zusammenhang, mit den Statik Ports sind für alle Luftdaten wichtig, :klug: denn sie liefern ihre Drücke an die Air Data Computer. Diese wiederum geben die daraus errechneten Daten an die Geschwindigkeitsanzeiger und Höhenmesser weiter. Mit diesen Werten arbeitet dann auch der dazugehörige A/P. Auto Pilot „A“ mit den Daten von der Kapitänsanzeige „B“, mit denen vom Co-Pilot. Was passieren kann, wenn eine oder mehrere von diesen Luftabnahmen verstopft sind, zeigte der Absturz von Birgin Air Hier und kurze Zeit später der von Air Peru. Hier Kleine Ursache, große Wirkung. :crying:


    Der „Lange“ und el Comandante hatten 15 Tonnen Sprit geordert und überwachten das Tanken :kaleun: . Der Flugplan war schon von OPS auf der Home Base erstellt und aufgegeben worden. Er lag uns in Papierform vor, um den FMC damit zu füttern. Als Flugdauer wurde mit 5:20 Std berechnet. Die Flughöhe mit 34000 Fuß und ab einem bestimmten Punkt, wenn genug Kerosin verbrannt war und wir damit leichter geworden waren sollte auf FL 360 gestiegen werden :yes: .


    Nach getaner Arbeit trafen wir uns alle zu einem kleinen Kaffeeplausch :coffee: in der Kabine, um die Zeit bis zum Eintreffen unserer Gäste zu überbrücken.


    Die Paxe waren an Bord die Türen geschlossen und Triebwerke werkelten im Leerlauf. Nach der Rollfreigabe ging es zur Startbahn. Es war damals noch der alte Flughafen Natal-Severo, der seit 2014 nur noch militärisch genutzt wird. Ausrichten auf der Bahn. Triebwerke auf ca. 50% hochlaufen lassen, um zu schauen, ob sie auch gleichmäßig hochliefen :thumb: . Dann TO/GA gedrückt und A/T beschleunigte diese auf die berechnete FLEX N1. Der Startlauf war lang, da der Flieger schwer und die Luft schon recht warm war, aber da der Platz auch militärisch genutzt wurde, war die Bahn recht lang.


    Beim Abheben ein letzter Blick auf die recht alten Hangars.

    15.jpg


    Nach einer Linkskurve überflogen wir den Ort unserer ausgelassenen Exkursionen mit dem Buggy. Die Maschine stieg stetig dem geplanten FL entgegen.


    16.jpg


    Die Zeit während des langen Fluges wurde von den Gästen, aber auch von der Cabin Crew für den einen oder anderen Smalltalk genutzt. Man war sich während des Kapitänsdinners etwas nähergekommen. Die Cockpit-Tür stand offen und jeder, der mochte, konnte diesem einen Besuch abstatten. Ja, so etwas gab es noch vor dem 11. September :crying: . El Comandante wurde nicht müde jedem die vielen Anzeigen zu erklären :respect: .


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    Da unser Flugweg meist an der Küste entlangführte, überflogen wir auch Rio und hatten durch die spärlichen Wolken einen recht guten Blick auf Stadt und Strände. Unten auf dem Bild sind die beiden bekanntesten zu sehen. Links Ipanema und rechts die Copa Cabana. Auf unserer Rückreise würden wir uns beide noch aus der Nähe :thumbsup: anschauen können.


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    Nach ca. 5 Stunden, die sprichwörtlich wie im Fluge vergingen, befand sich unsere Boeing im Endanflug auf den Flughafen von Montevideo Hier Uruguay. Wir sahen herrliche Strände und grüne Pinienwälder.


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    Nach der Landung und dem üblichen Procedere wie Nachflugkontrolle und der gleichen ging es zum Hotel. Unser Hotel lag wunderschön in der Altstadt, direkt am Plaza Independencia. :jubel:


    20.jpg

    After landing :bier: und ein gemeinsames Abendessen in eines Landes typischen Restaurant ließ den Tag ausklingen.


    Es geht weiter......